Ferienlektüre: Einmal München – Antalya, bitte
Was hier klingt wie eine Fahrkartenbestellung ist der Titel eines Buches über einen Segeltörn. Bücher über Segeltörns gibt es viele. Dieses hier ist besonders.
Da hat einer einen guten Job im Verlagswesen und verdient seit vielen Jahren seine Brötchen mit dem Verlegen von technischen Fachbüchern im PC-Bereich. Plötzlich dann der Bruch. „Im gegenseitigen Einvernehmen…“ steht in der Pressemeldung, die Thomas Käsbohrer schliesslich dazu veranlasst, die im Titel angesprochene Fahrkarte zu lösen.
Einmal München – Antalya. Aber nicht mit dem Flugzeug, sondern zunächst mit dem Bus nach Izola in Slowenien, wo seine „LEVJE“, eine 31 Fuss lange Dehler, auf ihn wartet.
Anders als die meisten Bücher über Segeltörns berichtet Käsbohrer in seinem Buch sehr detailliert über vermeintliche Kleinigkeiten.
Stimmungen und Gefühle werden in geradezu wunderbarer Weise nachvollziehbar gemacht. Ganz schnell taucht man ein in diese Reise, die in Ihrer Langsamkeit sehr nah heranführt an die Menschen am Meer, ihre Kultur, an die Landschaften und ihre Geschichte.
Das der Autor ein studierter Germanist und Historiker ist, blitzt hin und wieder durch.
Etwa dann, wenn er sich Seitenweise über die Geschichte der besuchten Küsten auslässt oder anhand auf einem Hügel gefundener Scherben die Historie einer ganzen Insel wieder auferstehen lässt.
Besonders werden die Schilderungen Käsbohrers bei der Beschreibung der Menschen, denen er während seiner fünfmonatigen Reise begegnet. Mit feinem Blick besucht man den Eisenwarenladen von Cirillo Marocco, lernt Pat, den Einhand segelnden Engländer kennen oder kauft einen Köder bei Giorgos in Monemvasia.
Das gebundene Buch bietet Lesevergnügen auf 319 Seiten, die man sich aber in kleineren Häppchen zuführen sollte. Obwohl die Verlockung gross ist die Reise an einem Stück zu unternehmen, sollte man dem Beispiel des Autors folgen und der Reise langsam folgen.
Einmal München – Antalya, bitte basiert auf dem in der Segelszene durchaus bekannten Blog des Autors: Mare Piu.
Mit ein bisschen Mühe kann man das ganze Buch dort auch rückwärts lesen, mit noch etwas mehr Klickerei auch von vorn nach hinten. Es ist halt ein Blog, eine Art Tagebuch, und da sind die ältesten Einträge halt hinten.
Hier setzt aber auch meine leise Kritik am Buch an.
Über weite Strecken erscheint mir das Buch einfach wie ein von hinten nach vorn ausgedruckter Blog. Das wäre nicht weiter problematisch, hätte man neben dem inhaltlichen Lektorat auch die Textstellen angepasst, die sich explizit auf Online-Inhalte beziehen. Aussagen wie „Wie man auf dem Foto weiter oben sieht“, verwirren nur wenn es weiter oben auf der gedruckten Seite gar kein Foto gibt.
Etwas umständlich erschienen mir auch die Verweise auf Käsbohrers Videos auf Youtube, die man ja mangels Copy-and-Paste aus Büchern von Hand im Computer, Tablet oder Handy eingeben muss.
Ein Beispiel: Einzutippen wäre im ersten Kapitel diese Adresse: https://youtu.be/_xyQqTocIB8
Mit einem Programm zum verschönern der Adressen hätte man daraus evtl. so etwas machen können: https://www.segelrevier.ch/levje-legt-ab
Das tippt sich dann doch deutlich einfacher 😉
Damit schliesst sich meine Kritik aber auch schon.
Hast Du nun Lust bekommen dieses Buch an den nun kommenden kühlen Herbst und Winterabenden zu geniessen?
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https://millemari.de/einmal-muenchen-antalya-bitte/ - Online Lesen als Blog:
Mare Piu
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