Ein Segeltörn vor Mallorca – Mit jungen Erwachsenen:
Alles Ballermann oder was!?
Drei Väter, zwei Töchter und ein Sohn im Sommer auf einer Elan 434 mit Kurs auf die abenteuerlichen Gewässer vor Mallorca. Ist das eine gute Idee?
Ein Törnbericht über einen die Generationen übergreifenden „Vater-Kind-Törn“ mit jungen Erwachsenen im besten Alter zwischen 18 und 20 Jahren.
Wohin zum Segeln? Nach Palma de Mallorca!
Wer es kennt, weiss: Auf einem Segeltörn ist es für den Skipper nicht immer einfach, die Bedürfnisse der mitsegelnden Crew-Mitglieder unter einen Hut zu bringen.
Das war auch die Herausforderung bei der Planung dieses Törn-Abenteuers: Während wir „Alten“ eher das Ursprüngliche und Echte suchen, ist jungen Erwachsenen auch eine gut ausgebaute Erlebnis-Infrastruktur wichtig. Ganz nebenbei sollte auch das Nautische nicht zu kurz kommen – Wir gehen schliesslich nicht jeden Tag aufs Meer hinaus.
Da war ich als Skipper also schon im Vorfeld gefordert:
Wo findet man ein Revier, das so verschiedene Ansprüche unter einen Hut bringt?
Nach einigem Überlegen war schliesslich der Plan geboren: Von Mallorca aus sollte es nach Ibiza und wieder retour gehen.
Dieses Projekt, eigentlich gut zum „Meilenschrubben“ geeignet, klang erstmal nach einem guten Plan: Viel Action an Bord, ein oder zwei Nachtschläge, tolle Natur und Ankernächte in Buchten von zwei Inseln. Für die jungen Crewmitglieder Clubbing auf Ibiza und zum Schluss eine Prise Ballermann.
Das kann doch nur gut kommen?
Es kam auch gut – wenn auch etwas anders als geplant. Aber der Reihe nach…
Die Marina Balear – Unser Heimathafen.
Über die Anreise nach Palma de Mallorca muss man nicht viele Worte verlieren. Auf dieser Luftautobahn verkehren im Sommer die Flüge quasi im Minutentakt und es ist kein Problem den für jeden Geldbeutel passenden Flug zu finden.
Wir flogen also von Zürich aus mit Swiss zu moderaten Zeiten auf „des Deutschen liebste Insel“ und landeten pünktlich auf dem Flughafen von Palma (IATA-Kürzel: PMI)
Unser Ziel war die „Marina Balear“, direkt an der Küstenstraße nahe dem Zentrum von Palma, dem Paseo Maritimo.
Die bequemste Variante zum Hafen ist das Taxi. Den grossen und zentral organisierten Taxistand findet man direkt am Ausgang des Ankunftsbereichs des Flughafens. Der Transfer dauert zirka 15 Minuten und kostet um die 25 Euro.
Alternativ kann man auch ein paar Schritte weiter laufen und den Bus der Linie Nummer 1 nehmen. Dann dauert die Fahrt eine halbe Stunde und kostet pro Person satte drei Euro. Eine Haltestelle mit dem Namen „Costa Azul“ befindet sich direkt in der Nähe der Marina.
Dieses Jahr hatten wir unsere Elan Impression 434 mit Baujahr 2006 über den Schweizer Anbieter HOZ bei Alboran gechartert.
Denn wenn man mit den eigenen Kindern unterwegs ist, gilt meist: Nimm eins, zahle zwei!
Da muss man schon etwas auf die Kosten achten. Denn entgegen gängiger Vorurteile ist Mallorca im Sommer abseits von El Arenal und Co ein nicht grade preiswertes Pflaster.
Aber als fleissiges HOZ-Helferlein erhielt ich einen kleinen Preisnachlass auf den Charter und so konnten wir uns eine gemütliche, wenn auch etwas in die Jahre gekommene 43 Fuss Segelyacht sogar in der ersten Sommerferien-Woche leisten.
Die Übernahme unserer Yacht dauerte gute eineinhalb Stunden. So langsam weiss man, wo man zu schauen hat.
Die Elan 434 Impression hatte in den gut 8 Jahren ihres Daseins anscheinend schon die eine oder andere Seemeile mit wechselnden Crews im Kielwasser gelassen, aber der technische Zustand war in Ordnung und wir hatten lediglich einige Kleinigkeiten anzumerken, die von der Alboran-Crew umgehend behoben wurden. Die Boote sind bei Alboran Charter älter geworden, aber der technische Service stimmt immer noch. So zumindest mein Eindruck.
Nach der Übernahme folgte das obligatorische Verproviantieren für die folgenden Tage.
Und das ist in der Marina Balear ein kleines Highlight: Man geht schräg über den Paseo Maritimo und läuft die Treppe zwischen den Hotels bis zur nächsten Querstrasse (Carrer del Marquès de la Senia) hoch. Dort angekommen, buhlen zunächst einige echt spanische Tapas-Bars um die Aufmerksamkeit – Zeit für einen kleinen Zwischenstopp.
Folgt man der Carrer del Marquès de la Senia in Richtung Westen (also links) erreicht man nach gut 250 Metern einen gut ausgestatteten und preiswerten Supermarkt der Kette Mercadona.
Dort erhält man alles, was das kulinarische Seglerherz begehrt.
Nun steht man nach dem Einkauf aber vor dem Problem, die gut gefüllten und schweren Einkaufswagen zur Marina zu bekommen. Die Treppe runter, quer durch die Stadt!?
Es bieten sich zwei Möglichkeiten: Erstens kann man sich vom Vercharterer abholen lassen. Das kostet eine Kleinigkeit und ist sicherlich die bequemste Variante. Aber auch die Langweiligste.
Oder man fährt mit dem Einkaufswagen über die Strassenkreuzung beim Supermarkt und dann mit dem Lift in das Parkhaus unter der Hauptstrasse. Dann kann man ganz bequem, schattig und kühl durch die Reihen der geparkten Autos laufen und steht am Ausgang genau vor der Marina. Das hat was. 😉
Die Einkaufswagen werden übrigens von Mercadona auch wieder bei der Marina eingesammelt, es gibt am Eingang einen Einkauswagen-Parkplatz.
Nach all den Vorbereitungen, dem Check-In und den Einkäufen war es nun endlich an der Zeit Palma zu entdecken.
Der jüngere Teil unserer Crew verschwand nach dem Abendessen noch mit dem Bus in Richtung El Arenal, wir hingegen zogen es vor den Abend noch im Cockpit unseres Bootes ausklingen zu lassen.
1. Von Palma de Mallorca nach Puerto Andraxt.
Der erste richtige Tag eines Törns ist immer etwas besonderes. Meist ist man schon früh auf und muss sich erst ein wenig an die ungewohnte Umgebung gewöhnen.
Eine gute Gelegenheit, nach dem Frühstück direkt die Sicherheitseinweisung und Chargenverteilung für den Tag durchzuführen. Diese obligatorische Einweisung in die technischen Sicherheitseinrichtungen einer Yacht führe ich gern am ersten Morgen, vor dem eigentlichen Törnstart durch. Meiner Meinung nach ist die Crew dann Aufnahmefähiger als am Anreisetag und die Eindrücke sind nicht ganz so dicht gedrängt. Die Sicherheitseinweisung und das Einholen des aktuellen Wetterberichts dauert meist auch noch mal eine bis anderthalb Stunden.
So dauerte es auch auf diesem Törn noch bis zur Mittagszeit um endlich bereit zum Auslaufen zu sein.
Aber die Wettervorhersage für die nächsten Tage hatte es in sich.
Untypisch für die Jahreszeit prognostizierten alle abgefragten Wetterdienste eine sich von Nord-West nähernde Kaltfront mit je nach Vorhersage-Anbieter unterschiedlich starken Winden beim und nach dem Frontdurchgang.
Super! Klar war lediglich, dass die Front am Montag Morgen kommen sollte und für den Sonntag ein schöner Segelwind mit 3-4 Beaufort aus Südwestlichen Richtungen angesagt war.
Also „Leinen los“! Um 12:30 verliessen wir den Hafen von Palma de Mallorca mit westlichem Ziel.
Nach den obligatorischen Einfahrübungen im grossen Vorhafen von Palma und einem „überraschenden“ Fender-über-Bord Manöver konnten wir schliesslich auf Süd-West Kurs gehen und passierten gegen 14:30 den Leuchtturm an der Punta Cala Figuera querab und konnten gegen West, etwas später nach Nord-West laufen.
Der bereits aufgefrischte Westwind und die an der Steilküste reflektierenden Wellen forderten auf dieser Strecke vereinzelt ihren Tribut an Neptun. Am ersten Tag auf See verträgt nicht jeder gleich eine kabbelige See.
Zum Glück ist die Strecke bis Puerto de Andraxt ist entlang der Westküste Mallorcas nicht weit und so erreichten wir schliesslich gegen 16:45 das ruhige Hafenbecken und machten am Besuchersteg des Club de Vela Puerto de Andratx fest.
Puerto de Andraxt ist der Hafenort der Gemeinde Andraxt im äussersten Westen Mallorcas und beherbergt zwei voneinander unabhängige Häfen: Den Gemeindehafen im Osten und den grösseren Club Vela im westlichen Teil der Bucht.
- Panoramio.com: Blick auf die Bucht von Andraxt.
Die Liegeplätze im Gemeindehafen liegen zentraler zur touristischen Infrastruktur und sind preislich deutlich günstiger als die Plätze im Club Vela. Allerdings sieht sich der Hafenmeister nicht in der Lage ein Check-In für Yachten ohne vorgängige Reservierung per Internet vorzunehmen. Als wir dort ankamen war der Kai leer und das änderte auch den ganzen Abend nicht! Ohne Reservierung ankommende Yachten wurden allesamt abgewiesen.
- Zur Online Reservierung Liegeplätze in Gemeindehäfen auf Mallorca: Klick hier!
Eine Online-Reservierung muss mindestens 24 Stunden vor der geplanten Ankunft getätigt werden!
In der Hochsaison empfiehlt sich auch im Club Vela eine Reservierung, die per Telefon, E-Mail, Fax oder über die VHF-Kanäle 9 und 16 vorgenommen werden kann. Preislich lagen wir mit unserer 43 Fuss Yacht bei knapp 90 Euro für eine Nacht, Poolbenutzung inklusive.
- Service-Informationen des Club Vela, Puerto Andraxt: http://www.cvpa.es/servicios.html
Es wurde dann noch ein gemütlicher Abend mit einer ausgedehnten Tapeo in den Gassen von Puerto de Andraxt.
Ein wenig „Promi-Gucken“ gab es als Zugabe auch noch obendrauf, so das der Abend rund endete.
Sogar die Jugend kam nach anfänglichen Zweifeln noch auf ihre Kosten:
Anscheinend wurden ausreichend „Clubs“, wie die „Discos“ heute wohl heissen, gefunden und erfolgreich erkundet.
Na Prima!
Tagesweg: 15 sm unter Segeln, total 21 sm.
2. Von Mallorca nach Ibiza!? Ein Plan geht baden!
Der zweite Törntag ist eigentlich schnell beschrieben: Null Meilen. Wir blieben in Puerto de Andraxt.
Der Grund ist ebenfalls schnell genannt. Der eigentliche Plan von Puerto de Andraxt aus in Richtung Ibiza zu fahren wurde aufgrund der nicht ganz deckungsgleichen Wettervorhersagen der verschiedenen Wetterdienste aufgegeben.
Alternativ hätte man nun „Rund Mallorca“ starten können, aber einem Teil der Crew sass der gestrige Schlag von Palma her noch im Magen, dem anderen Teil wohl noch eher der letzte Abend.
Nachdem der DWD Böen bis Stärke 9 beim Frontdurchgang gemeldet hatte, der spanische Wetterdienst immerhin noch von „bewegter See“ und einem guten Fünfer berichtete und unser „Windguru“ das ganze im Laufe des Vormittages geschehen liess, entschieden wir uns schliesslich für das Urlaubs-Programm.
Schliesslich soll man ja, vor allem mit einer Crew, die zum grossen Teil das erste Mal auf einer Segelyacht auf dem Meer ist, immer schön vorsichtig und behutsam Segeln.
Das Ganze soll ja schliesslich Spass machen: Die Strecke nach Ibiza Stundenlang, durch die Nacht und quasi am Wind gegen Wind und Welle bolzen wollte sich schlussendlich niemand antun.
Andraxt ist ja schliesslich auch ganz schön und es gibt schon genug Menschen die „nie wieder einen Fuss auf so ein schaukelndes Ding“ setzen. 😉
Kurz: Es gab einen Badetag!
Übrigens: Passiert ist dann quasi gar nichts.
Der Windguru entzückte ganz schnell mit herunter korrigierten Prognosen und am Ende blitzte es nur kurz am Horizont, ein paar Wolken zogen über die Hügel und drei, vier Tropfen erreichten den Boden. Aber man weiss ja nie – Ein Auslaufen hätte auch genau so gut nach hinten losgehen können…
Tagesweg: 0 sm unter Segeln, 0 sm unter Motor, total 21 sm.
3. Von Puerto de Andraxt nach Sa Rapita.
Der Wetterbericht versprach einen sensationellen Segeltag, der uns von Puerto Andraxt an die südöstliche Küste Mallorcas führen sollte.
Denn für den nächsten Tag hatten wir eine Boje in der Bucht von Calera reserviert, so das sich diese Region als grobes Ziel irgendwie anbot. Da kamen die vorhergesagten 3-4 Beaufort aus nordwestlichen Richtungen doch grade recht.
Um 11:30 ging also die Mooring los und wir verliessen den zauberhaften Hafen in der schönen Bucht von Andraxt. Nach der Passage des Leuchtturms an der Cala Figuera konnten wir räumlich auf unseren Zielkurs gehen. Mit gut 7 Knoten Rauschefahrt querten wir die Bucht von Palma. Nebenstehend ein kleines Filmchen aus dem „Küchenfenster“ während der Überfahrt.
So muss das sein: Den Wind aus der richtigen Richtung, Kaiserwetter und das Grinsen im Gesicht.
Nach einer ausgiebigen Mittagspause entschieden wir uns für den Abend die günstig gelegene Marina von Sa Rapita anzulaufen. Für die Nacht war ein auflandiger Wind mit entsprechend Schwell gemeldet. Anstelle eines Ankerabenteuers einigte sich die Crew – auch in Hinblick auf das stattfindende WM-Halbfinale Deutschland gegen Brasilien – also auf einen nicht ganz so günstigen, aber dafür ruhigen und spannenden Abend in einer Marina.
Wir funkten also die Marina auf ihrem Arbeitskanal an und erhielten schnell eine Zusage für einen Liegeplatz.
Um 18:20 lagen wir längsseits am Pier der Marina von Sa Rapita, früh genug um den Abend in der urigen und authentischen Hafenbar vor dem TV verbringen zu können.
Sa Rapita bietet eine gut ausgebaute, moderne Marina zwischen der bekannten Cala Pi und der touristischen Überbauung „Colonia de Sant Jordi“.
- Panoramio.com: Blick auf den Hafen von Sa Rapita.
- Zur Online Reservierung eines Liegeplatzes in Sa Rapita: Klick hier!
Wir waren an dem Tag etwas ziellos unterwegs, deshalb reservierten wir über VHF Kanal 9 einen Liegeplatz.
Das war auch in der ersten Ferienwoche der Sommerferien kein Problem. Wir zahlten für unsere 43 Fuss Yacht knapp 90 Euro für die Nacht.
- Informationen zum Hafen bietet u.a. der ADAC: http://www.marinafuehrer.adac.de/haefen/club-nutico-sa-rpita/
Im unmittelbarer Nähe des Hafens befindet sich östlich ein toller, nicht überlaufener Sandstrand – die „Platja de Sa Rapita“ die direkt in den langen und naturbelassenen Strand von „Es Trenc“ übergeht. Hinter dem Strand findet man eine schöne Dünenlandschaft.
Im Hafen selbst eine authentische Atmosphäre, besonders die Hafenbar hat es mir angetan.
Das Restaurant am Strand hingegen ist eher normaler Touri-Standard.
Die hinter dem Hafen befindliche Siedlung mit Namen „Sa Rapita“ schliesslich ist eine reine Feriensiedlung ohne jeden Charme und ohne jedes Angebot.
Welch ein Abend! 7:1 – Die Marina war definitiv eine gute Entscheidung.
Nach dem tollen Spiel gab es noch einen Schlummertrunk und dann ging es „ab in die Koje“ 😉 …
Tagesweg: 22 sm unter Segeln, total 29 sm.
4. Auf nach Cabrera! Die Ziegeninsel wartet.
Die Nacht des WM-Halbfinales 2014 ging schnell zu Ende und der Morgen lief etwas träger an. Macht ja nichts, bis zu unserem heutigen Ziel lagen nur einige wenige Meilen vor dem Bug.
Zeit genug also um gemütlich zu frühstücken, das Boot zu klarieren und die Wasservorräte zu ergänzen. Denn die heutige Nacht sollte vor einer Boje im sagenhaften Naturhafen der unter Naturschutz stehenden Insel Cabrera verbracht werden.
Gegen halb zwölf schliesslich waren Schiff und Crew bereit: Leinen los und Kurs in südliche Richtung.
Mit westlichen Winden hinaus aufs Meer, am Horizont das bis dahin noch unbekannte Ziel: Das kleine Inselarchipel der 18 Ziegeninseln vor der Südküste Mallorcas, die allesamt unter Naturschutz stehen. Lediglich auf der Hauptinsel gibt es mit dem Weiler „Es Port“ einen kleinen Ort in der grossen Bucht, die auch gleichzeitig den Naturhafen bildet. In diesem darf lediglich an vorher reservierten Bojen festgemacht werden. Freies Ankern ist hier verboten.
Nach gut drei Stunden schon waren wir am Ziel und konnten an einer der noch freien Bojen festmachen. Es gab bei anderen Yachties mitunter auch einige Verwirrung, da wir grade um den Zeitpunkt herum ankamen an dem die fixe Zuteilung der Bojen bei Reservierung abgeschafft wurde. Es galt also für uns und die anderen wieder das lustige Spiel: Früher Skipper fängt die (beste) Boje. Wir waren gar nicht so schlecht dran und konnten einigermassen schwellfrei festmachen.
Die Bucht selbst ist grandios.
Enorm viele Fische buhlen um altes Brot und um das, was sonst noch so aus den Yachten kommt. Was für ein Gewusel unter Wasser.
Also Zeit für einen kleinen Tauchgang.
Mein Sohn wollte wohl mal schauen, wie so eine Yacht von unten aussieht. Schön, das er das mit der GoPro dokumentierte und uns so an dem Unterwasserausblick teilhaben liess.
Ist schon was besonderes, das „Ankern“ in einer wunderschönen Bucht.
Kein Wunder, das man nach dem Bad dann auch noch den Himmel stürmen könnte.
Kein Problem! Der Bootsmannstuhl war schnell zu Hand und so konnte er also auch noch in das Rigg entern und den Mast bis zur obersten Saling erklimmen. Von unten sieht das schon beeindruckend aus.
Der perfekte Ort für ein Foto der Bucht von Cabrera ist natürlich der aus der Vogelperspektive:
Natürlich wollte Cabrera auch erkundet werden. Mit dem Dinghy ging es also an Land, wo schon der freundliche Herr der Naturschutzverwaltung mit dem netten Hinweis auf die Tempobegrenzung (5 Knoten) innerhalb der Bucht wartete. Jugendlicher Leichtsinn halt 😉 – Der in Spanien übrigens recht schnell sehr teuer werden kann. Die „Multas“ genannten Ordnungsbussen z.B. für „falsches Ankern“, entsorgen von z.B. Zigarettenkippen am Strand oder Schwarzwasser-Dumping innerhalb der 3 Meilenzone sind mindestens vierstellig!
Der Ort „Es Port“ entspricht dem Klischee des einsamen, kleinen Dorfes am Rande der Zeit.
Die ist dort nämlich stehengeblieben und bis auf die kleine Bar mit dem obligatorisch laufendem Fernseher gibt es dort nicht viel: Das Büro der Naturschutzbehörde, ein paar Häuser und etwas ausserhalb des Ortes den Stützpunkt der Guardia Civil. Die fährt mehr oder weniger gelangweilt auf den gut ausgebauten Wegen der Insel Streife und achtet auch schon mal darauf, das die Beiboote nicht irgendwo wild in Badezonen einfahren…
Ein Klassiker ist der Besuch der Burg, die über die Einfahrt in die Bucht wacht. Eine halbe Stunde benötigt man zu Fuss um den schönen Ausblick zu Füssen zu haben.
Etwas länger dauert hingegen die „Wanderung“ zum Leuchtturm, die sich vor allem gegen Ende hin in endlosen Schleifen den Hügel hinauf zieht.
Man kann sich vorstellen, wie mühsam damals der Materialtransport gewesen sein muss. Der Spaziergang dauert länger als man erwarten würde und am Leuchtturm gibt es keine Verpflegungsmöglichkeit! Also einen kleinen Snack und vor allem genug Wasser mitnehmen – Dann ist es ein entspannter Spaziergang, bevor man am Nachmittag die Bucht wieder verlassen muss.
Das Inselarchipel von Cabrera ist ein streng geschütztes Naturschutzgebiet, dass nur mit einer vor Törnbeginn beantragten Befahrungsgenehmigung angelaufen werden darf.
- Panoramio.com: Blick auf die Ankerbucht von Cabrera.
- Zur Online Reservierung einer Mooringboje: https://www.caib.es/rescabfront
Auf der etwas spartanisch aussehenden Seite findet man einen Reservierungs-Assistenten. Dieser fragt im weiteren Verlauf einige Daten zum Schiff und zum Eigner ab. Eine Reservierung kann nur mit diesen Daten abgeschlossen werden – Jeder Vercharterer reserviert aber auch gern beim Charter eine Boje für Cabrera. Dann kann man sich, freilich für ein geringes Aufgeld, den Aufwand sparen.
Der Besuch des Archipels von Cabrera ist absolut empfehlenswert und sollte auf keinen Fall im Törnplan fehlen.
An den Bojen im Bojenfeld an der Cala „Es Burri“ an der Ostseite der Hauptinsel darf nur tagsüber festgemacht werden. Angeln ist generell untersagt und Tauchen ist nur an bestimmten Orten mit einer Genehmigung der Nationalparkverwaltung zulässig.
- Ein Video über die Insel Cabrera gibt es z.B. beim WDR: http://www1.wdr.de/fernsehen/ratgeber/wunderschoen/sendungen/mallorca138.html
Ach ja:
Tagesweg: 14 sm unter Segeln, total 17 sm.
5. Alles Ballermann oder was? Kurs El Arenal.
Schon viel drüber gehört muss der „Ballermann“ und das hinter dem Balneario Nº 6 an der mehrere Kilometer langen Platja de Palma liegende, fest in deutschsprachiger Hand befindliche, Partyzentrum nun auch besichtigt werden.
Wenn schon nicht Ibiza, dann sollte wenigstens die Partyhochburg des deutschen Massentourismus unser abschliessendes Törnziel werden. Ein wenig Party für die Jungen und für uns „Alte“ zumindest ein paar interessante Stunden auf der berüchtigten Feiermeile.
Nach der „anstrengenden Wanderung“ zum Leuchtturm am Morgen und einem letzten Bad in der Bucht warfen wir also um 14:00 die Mooringleine an der Boje los.
Draussen auf dem Meer empfing uns eine frische Brise aus südwestlichen Richtungen und so kamen wir flott in Richtung Nord-West voran. Unterwegs kreuzten immer wieder andere Yachten unseren Kurs, so dass auch das eine oder andere „Rennen“ zustande kam. So lernten dann alle schnell und spielerisch die Funktion der verschiedenen Schoten, Fallen und Leinen.
Viel zu schnell näherte sich die Insel Mallorca, so dass wir nach einem ausgiebigen Stopp auf dem offenen Wasser, schliesslich gegen 18:00 Uhr das Cap Enderrocat an Steuerbord querab liegen hatten. Zeit für den Kurswechsel und die Anfahrt auf die Marina von El Arenal, bei der wir bereits über Portbooker einen Liegeplatz reserviert hatten.
Die Anfahrt auf die Marina des Club Nautico El Arenal erfordert ein wenig Aufmerksamkeit.
Der Verkehr ist doch recht dicht und auch auf die Tiefe der Fahrrinne sollte man gelegentlich ein Auge werfen. Ansonsten bereitet die Ansteuerung auf diese komfortable Marina aber keine Schwierigkeiten. Den Marinero kann man direkt über Kanal 9 anrufen, der einem noch während der Anfahrt einen Platz zuweist.
- Ansteuerung Club Nautico El Arenal: http://webapp.navionics.com/#@14&key=abbpFytwO
Die Marina liegt etwas ausserhalb der Partymeile und ist erstaunlich ruhig und luxuriös ausgestattet.
Ein paar Palmen schmücken die Liegeplätze, ein Pool mit Bar steht den Hafennutzern zur Verfügung und die Eingänge werden von Securitypersonal gesichert.
Die Liegeplatzgebühren sind allerdings auch für Mallorquinische Verhältnisse erstaunlich hoch, wir zahlten 149,00 Euro für die eine Nacht an der Pier in direkter Nachbarschaft zur Partymeile.
- El Arenal auf Panoramio: Hier klicken »
Natürlich wäre uns die Übernachtung viel preiswerter gewesen, wenn wir die wenigen Meilen bis zu unserer Heimatbasis in Palma gefahren wären und dort übernachtet hätten. Mit dem Bus hat man nur eine halbe Stunde bis El Arenal. Aber wir wollten halt das „volle Programm“ und nicht schon einen Tag vor Törnende im „Heimathafen“ festmachen.
So ging es halt nach Jung und Alt getrennt am Abend los in Richtung Balneario 6, Schinkenstrasse und Mega-Park.
Um es kurz zu fassen: Das war einer der kürzesten Ausgänge der letzten Jahre. Nicht zu fassen, wie sich Menschen daneben benehmen können und sich dabei noch toll finden.
Dabei waren die neongelben T-Shirts mit der Aufschrift „Was auf Malle passiert, bleibt auf Malle“ ja am Anfang noch nur mit leichtem Kopfschütteln zu quittieren. Kurze Zeit später stand fest: Die meinen das ernst!
Zum fremdschämen!
Aber zum Glück hat ja nicht jeder den gleichen Geschmack. Sonst würden alle gern Boot fahren oder sich zu stumpfer Musik planmässig im Kollektiv betrinken. Erstaunlicherweise war unsere Crew übrigens recht schnell wieder komplett an Bord und mit den weitgehend gleichen Eindrücken versorgt.
So konnten wir uns am nächsten Morgen ausgeruht und fit auf den letzten, langen Schlag in Richtung Palma de Mallorca vorbereiten…
Tagesweg: 27 sm unter Segeln, total 30 sm.
Der letzte Tag: Die Bucht von Palma de Mallorca.
Der letzte Schlag führte uns kreuz und quer durch die grosse und ziemlich windsichere Bucht von Palma.
Wenn sich das Hinterland von Palma de Mallorca bis hinauf zu der am Horizont stehenden Sierra de Tramuntana durch die im Tagesverlauf stärker werdende Sonneneinstrahlung erwärmt, entstehen thermische Winde. Diese kommen meist recht pünktlich um die Mittagzeit und wehen in der Bucht von Palma meist aus südlichen bis südwestlichen Richtungen mit bis zu 5 Beaufort. Gegen Abend hin schlafen diese Winde dann in der Regel wieder ein.
Das mag auch ein Grund sein, warum die Bucht von Palma ein beliebter Ort für die Austragung von Regatten und ein Übungsgebiet für viele Segelschulen ist.
Wir konnten in der Bucht auf jeden Fall ein nettes Trainingsprogamm absolvieren und neben dem Segeln auch das terrestrische Navigieren ohne GPS-Unterstützung ausprobieren. Mittels Peilkompass, Logge wurden die Bewegungen mit dem Boardmarker auf der plastifizierten Seekarte nachgeplottet.
Am Nachmittag wurde dann noch das Ankern in einer kleinen Bucht vor Palma Nova, südlich der kleinen Islas de la Caleta, geübt. Fast ein kleines Skippertraining, das wir an diesem Tag absolvierten.
Fehlte nur noch der Seitenwind beim Anlieger in der engen Bootsgasse der Marina Balear. Aber auch dieser wurde uns zuverlässig serviert und stellte nach dieser Woche unseren Steuermann vor keine besondere Herausforderung. Ein toller Abschluss!
Tagesweg: 12 sm unter Segeln, total 19 sm.
Gesamt: 90 sm unter Segeln, total 116 sm.
Unser Mallorca Törn: Das Fazit.
Nach Mallorca zum Segeln? Immer wieder gern und vielleicht auch mal mit etwas mehr Ambition was Meilen und erkunden angeht.
Auf diesem Törn war ein grosser Teil der Crew neu und unerfahren, so dass der Törn eher erholsam und mit vielen Landgängen gefahren wurde.
Das ist recht schön, zumal auch das Training für die am Hochsee-Segeln lernen interessierten Mitsegler nicht zu kurz kam.
Wenn allerdings Meilenasprianten an Bord gewesen wären, hätte es wohl Interessenkonflikte gegeben.
Mallorca selbst ist ein Fünfsterne-Segelrevier.
Navigatorisch gibt es keine grossen Herausforderungen, die Natur ist wunderschön und das Freizeitangebot auch ausserhalb der Bordwände lässt keine Wünsche offen. Ein Sail-and-Trail Törn wäre hier problemlos machbar. Vielleicht in naher Zukunft mal?
Wer zum Segeln auf die Balearen kommt sollte aber etwas mehr Zeit mitbringen. Eine Woche ist schnell mal zu wenig um die grandiose Natur und die Inseln auch nur ansatzweise an sich heran zu lassen. Ein Problem, das viele Chartersegler kennen werden: Man war da, aber nicht wirklich dort. Und das ist für ein so tolles Revier wie es Baleraren darstellen, einfach zu schade.
Ein Paradies ohne Apfel? Mitnichten!
Mallorca bedeutet auch Massentourismus. Der Flughafen von Palma kann in der Hochsaison täglich bis zu 400.000 Passagiere umschlagen, im Jahr 2014 wurden 23,1 Millionen Urlauber über diesen Flughafen befördert. In der Nähe des Flughafens sieht man ständig die Flugzeuge wie eine Perlenschnur am Himmel.
Irgendwo schliesslich müssen alle diese Menschen dann ja auch ihren Urlaub verbringen. Diese Hotelburgen und -städte schliesslich trüben dann mitunter doch ein wenig das Bild. Aber das ist meiner Meinung nach nur ein kleiner Apfel im Paradies, in den wir mit unserem Segelboot ja keineswegs beissen müssen…
Etwas heftiger wirken sich da schon die Preise für einen Liegeplatz in den Marinas aus. Wenn man griechische Preise gewohnt ist, kann einen auf den Balearen schon mal etwas das Nackenhaar hochgehen. Aber dafür funktioniert auf den Balearen auch alles und der Service ist recht gut.
Wer sparen will, kann auch in einer der zahlreichen Buchten (Calas) vor Anker übernachten. Das war uns leider nicht vergönnt, vielleicht beim nächsten Mal.
Meine Empfehlung:
Ein Top-Segelrevier, perfekte Infrastruktur und deswegen eine Törn-Empfehlung. Nicht nur für einen Törn!
Ein Mehr-Generationen-Törn ist dort übrigens eine sehr gute Idee…
Wir kommen sicher wieder!
Alles Ballermann oder was!?
Hallo Herr Bechmann,
vielen, vielen Dank für diesen sehr sehr schönen Törnbericht „von Mallorca nach Ibiza“.
Selbst Segler, habe ich schon einige Törns, auch im Mittelmeer, aber noch nie auf Mallorca, erlebt.
Da ich mit meiner Frau schon oft Landurlaub auf Mallorca, in 3 Wochen geht’s zur Cala Ratjada, gemacht haben, kennen wir viele Orte auf der Insel, so dass wir Ihren Törn sehr gut nachempfinden konnten. Darüber hinaus hat es mich sehr gefreut lesen zu können (auch zwischen den Zeilen), dass Sie ein sehr verantwortungsbewusster Skipper sind.
Vielen Dank und beste Grüße aus Gifhorn (Deutschland)
Dietmar Hafner