Ein Segeltörn um Dugi-Otok und durch die Kornaten.
Was hat man nicht alles schon über das Segelrevier Kroatien gehört: Teuer, bürokratisch und überfüllt. Aber auch wunderbar, ergreifend und sensationell. Ein Grund, sich dieses Segelrevier mal etwas genauer anzusehen: Im Juni flogen wir also von Zürich nach Zadar und hatten eine Woche Zeit uns ein eigenes Bild zu machen.
Das Abenteuer beginnt: Die Ankunft in Zadar
Nach gut 5 Stunden erreichten wir mit einem Stopover in München schliesslich den kleinen Flugplatz der kroatischen Hafenstadt Zadar. Dort hatten wir, über den schweizerischen Anbieter HOZ eine Elan 384 ab der Marina Tankerkomerc im Stadtzentrum gechartert. Die Einreise und die Zollabfertigung ging schnell und unproblematisch vonstatten, so dass wir bereits eine Stunde nach der Landung und einer kurzen Taxifahrt am Steg des örtlichen Vercharterers, der Firma Torete d.o.o., standen.
Nensi und Dragan, die beiden wirklich netten und jederzeit hilfsbereiten Torete Mitarbeiter checkten uns ein und Dragan erklärte uns das Segelboot, dass die nächsten Tage unser zuhause werden sollte, schnell aber in die Tiefe gehend. Ein guter Service! Die Checkliste, die man zur Übergabe erhielt war zwar durchaus ausreichend – ergänzt mit meinen eigenen Listen konnten wir die Elan 384 „MokMok“ aber nach gut 2 Stunden mit gutem Gefühl übernehmen.
Während des Check-in war die restliche Crew am Einkaufen: In Zadar gibt es genügend Supermärkte, die auch am Samstag-Nachmittag noch geöffnet haben.
Gegen 18:30 Uhr waren wir schliesslich soweit: Die Lebensmittel gebunkert, die Kabinen bezogen, das Logbuch eröffnet. Klar zum Auslaufen!
Während sich die Crew unseres gleichzeitig startenden Schwesterbootes „BarBar“ mit Skipper Michel dazu entschloss, die Hafenstadt Zadar bereits hinter sich lassen und „Anker auf“ zu gehen, verblieben wir am Steg von Torete und verbrachten den Abend in einer der Konobas der zauberhaften Altstadt von Zadar.
Es wurde ein schöner Abend während dem sich unsere Crew besser kennenlernte. Es wurde viel geplant und erzählt – Ein schöner Segeltörn entlang der Dalmatischen Küste und den Kornaten konnte beginnen!
Leinen Los! Von Zadar Kurs Olib.
Nach einem ausgiebigen Frühstück und ein paar letzten Besorgungen hiess es dann um 12:00 Uhr auch für uns: Leinen los und Kurs hinein in die Inselwelt der Dalmatischen Küste.
Da ein Mitglied der Crew von BarBar erst am heutigen Tag anreiste, vereinbarten wir ein Tagesziel, dass mit der Fähre von Zadar aus erreichbar wäre: Zum Beispiel die grosse Bucht vor der Insel Olib, ungefähr 25 Seemeilen nordwestlich von Zadar gelegen.
Dieser erste Segeltag war geprägt von wunderbarem Segelwind, Sonne und Freude pur. Zeitweise wurde der Südost-Wind so stark, dass wir ins erste Reff mussten aber das erhöhte den Spassfaktor nur, so dass wir gegen 18:00 das Bojenfeld vor der Ortschaft Olib auf 44°22’59N und 14°46’27E erreichten, fest machten und den ersten Ankerschluck dieses Törns geniessen konnten.
Perfekt vor den für die Nacht gemeldeten zunehmenden Süd-Östlichen Winden geschützt, starteten wir nun also die Erkundung dieses kleinen und dünn besiedelten Eilandes. Mit dem Beiboot wurde übergesetzt und eine Wanderung die uns durch den Ort führte vermittelte das Bild des dörflichen Kroatiens an der Küste. Sehr speziell, sehr eindrücklich und sehr schön. Am Abend bot uns die Terrasse eines ganz einfachen, kleinen Restaurants direkt am Fähranlieger einen phantastischen Sonnenuntergang mit grandiosem Seeblick. Was für ein Einstieg!
Tagesweg: 42 Seemeilen
Ein paar Informationen zu Olib als Törnziel:
- Informative Homepape zu Olib und der Nachbarinsel Silba
- Wikipedia, mit nautischen Infos
- Fotos vom Hafen und Bojenfeld auf Panoramio
- Kroatische Küste 1. Die Kornaten. Nautischer Reiseführer
Auf nach Veli Rat zur Pantera Bucht
So langsam legte der schon seit Törnbeginn wehende Südwind stetig zu und in den Wetterberichten die über Split Radio kamen, wurde bereits wieder die magische Formel „Gale Warning“ für den Abend gebracht.
„Kein Törn ohne Gale Warning – muss das denn sein??“ war mein Gedanke, als es an die Planung der weiteren Törnverlaufs ging.
Aber es half nichts: Bleiben oder weiter war die Frage, die sich unserer Crew nun stellte. Nach einer guten Stunde, die wir mit dem Wälzen von Wetterberichten im Internet und am Funk verbrachten, war klar, dass der „Sturm“, falls es denn überhaupt einen geben sollte, eher am späten Abend eintreffen und es vorher einen fantastischen Segeltag mit Winden um die 5 Beaufort aus südlichen Richtungen geben würde.
Aufgrund der Wettervorhersage entschlossen wir uns also den Abend sicher vertäut in einer geschützten Marina zu verbringen, die idealerweise auch noch in Törnrichtung liegen sollte.
Auf der Seekarte sprang uns als förmlich die Pantera-Bucht mit der am südlichen Ende gelegenen Marina „Veli Rat“ entgegen. Rundum geschützt gegen Welle und Südwind erschien uns dieses Ziel, nicht allzu weit und doch einigermassen sportlich, ideal gelegen. Also Leinen los – es war bereits 10:50 Uhr und der Wind hatte auf 4 Beaufort zugelegt. Ein idealer Segeltag, wie es schien.
Und tatsächlich enttäuschte uns der Jugo nicht!
Wir mussten zwar einen grossen Teil unserer Reise, die in südwestliche Richtung führte, entweder „hart am Wind“ fahren oder sogar durch die Meerengen zwischen den Inseln kreuzen, aber was war das ein Spass. Bei vier bis fünf Windstärken und bedingt durch das kleinräumige Revier kaum Seegang, „rockte“ die Elan 384 richtig durch das Wasser. Nach dem Durchgang einer kleinen Gewitterzelle, die uns zwang das erste Reff in das Gross einzubinden und nach der Passage zwischen den Inseln Ist und Skarda erreichten wir dann schliesslich das „grosse Wasser“: Es ging raus aus den Inseln, hinein in die offene Adria.
Gute 3 Stunden benötigten wir dann noch gegen den Jugo, der mittlerweile mit gut sechs Beaufort fast genau aus der Richtung kam, in die wir wollten. Gegen die Wellen und den Wind konnte unser Boot also mal zeigen, ob es sich um ein Segelboot handelt.
Fazit: Test bestanden, ein gutes Boot – die Elan 384!
Um 16:00 Uhr, nach ein paar Extraschlägen in der weiträumigen Bucht vor Pantera, liefen wir schliesslich in der Marina von Veli Rat ein. Wie sich zeigte, waren wir bei weitem nicht die einzigen mit dieser Idee. Ein rechter Wald von Masten, teils bereits in der Marina, teils noch auf dem Weg dorthin, liess uns erahnen, wie es in der Marina zu- und hergehen würde…
Beim Manövrieren in die Marina zeigte dann unsere Elan 384 doch noch einen kleinen Haken: Den extrem ausgeprägten Radeffekt, der das Heck unseres Bootes bei Rückwärtsfahrt bis zu 90 Grad (!) nach Backbord versetzte. Also schön Anlauf nehmen und dann rückwärts in die Gasse – Passt! (Nutze immer den ganzen Raum, den du hast! – Danke Werner!)
Der Erkundungsgang durch die Marina liess uns schnell klar werden: Gegessen und gefeiert wird heute an Bord!
Die räumliche Nähe des kroatischen Segelreviers zu Österreich und Bayern zieht anscheinend eine besondere, eher rustikal erscheinende Art von Seglern an, die ich in anderen Revieren in dieser Schlagzahl noch nie gesehen habe. Bayernfahne, Bierfass und Schlagermusik – Es blieb unsere einzige Nacht in einer Marina, in der wir uns dann aber ebenfalls ein tolles Bordfest gaben.
Einige Infos zu Pantera / Veli Rat
- Infos zur Marina Veli Rat
- Homepage der Marina Veli Rat
- Pantera / Veli Rat auf Panoramio
Tagesweg:30 Seemeilen
Von Veli Rat in die zauberhafte Bucht von Telašcica
Haben die Vereinigung der Marina-Betreiber und die Meteorologen ein geheimes Abkommen?
Der vorausgesagte Sturm blieb jedenfalls aus und der Wind drehte in der Nacht einfach nur auf nördliche Richtungen. Perfekt also für unsere Planung, weiter in den Süden vorzustossen und an Dugi Otok vorbei in die Kornaten vorzustossen.
Bereits gegen 10:00 Uhr war klar Schiff und um halb Elf hiess es raus aus der Marina, Kurs Nord – rund um das Nordkap der Insel Dugi Otok, vorbei am Wrack der „MICHELE„, die hier am 11.06.1983 versank und dann weiter, an der Westseite entlang der Insel Dugi Otok südwärts.
Am Abend vorher trafen wir die BarBar unter Skipper Michel und wir vereinbarten die Bucht von Telašcica als abendlichen Treffpunkt unserer beider Boote. Während die BarBar auf der östlichen Seite der Insel versuchte in den Süden zu gelangen, wählten wir den Weg an der eher abweisenden Westseite von Dugi-Otok entlang. Das offene Meer lockte und bei den gemeldeten moderaten Nord-West Winden würden wir nicht in der Abdeckung von Dugi Otok mit dem Dieselwind fahren müssen.
Die BarBar brach den Versuch der Ostpassage relativ schnell ab und erschien nur knapp etwas mehr als eine Meile hinter uns, nun ebenfalls auf der Westseite.
Zwei identische Boote mit dem gleichen, gut 30 Seemeilen entfernten Ziel… Wer ist echt schneller, war ziemlich fix die unausgesprochene Frage. Gegen Ende hin zeigte sich, dass Skipper Michel mit seinen taktischen Überlegungen im Vorteil war: Er verzichtete auf den Aussenborder seines Dinghis zugunsten eines Spinnakers. So gewann die BarBar am Ende das Rennen – und wir mussten unser Gummiboot nicht zur Konoba rudern 🙂
Nach dem Umrunden der südlichen Spitze von Dugi Otok öffnete sich uns die traumhafte Welt der Telašcica-Bucht. Ein Meeresarm der sich knapp 8 Kilometer weit in die Insel hineinzieht und an der breitesten Stelle fast 2 Kilometer breit ist. Eine wirkliche Wunderwelt, die man von See kommend nicht erwarten würde. Nicht nur der unglaublichen Naturschönheit wegen ist die gesamte Telašcica-Bucht auch ein kroatischer Naturpark, der aber für die Allgemeinheit zugänglich ist. Das Übernachten kostet pro Person übrigens 60,00 Kuna (Stand Juni 2012). Am Abend kommen die Parkranger mit dem Motorboot längsseits und kassieren die Gebühr.
Die BarBar war uns schon vorausgeeilt und entdeckte denn auch im hintersten Winkel der Bucht, vorbei an den ausgelegten Bojenfeldern, eine wunderschöne Ankerstelle. Fast wähnten wir uns in einem Traumland im irgendwo…
Aber auch kulinarisch war dieser Ort eine Offenbarung: Im hintersten Winkel der Bucht findet sich eine kleine Konoba mit dem Namen „Goro“, die an einigen Holzbänken auf einer Terrasse mit unbeschreiblichem Ausblick mit wirklich gutem (!) kroatischen Essen aufwartet. Viel besser als in vielen „Konoba“ genannten Lokalen, die mit frittiertem aller Art aufwarten und den an Weissbier gewöhnten Magen schlicht und einfach „enthungern“. Klar, kostet das etwas mehr als in den erwähnten „Event-Lokalen am Wasser“ – dafür sind die Speisen gut und die Hintergrund-Musik, wenn überhaupt vorhanden, für einmal nicht Schlager-Tempel kompatibel.
Überhaupt hat es sich im Laufe des Törns bewährt, die Orte mit vielen Masten zu meiden und eher einfache und weniger frequentierte Spots zu suchen.
Infos zum Naturpark Telašcica im Web
- Homepage des Naturparks
- Infos für Segler in der Bucht
- Naturpark Telašcica auf Panoramio
Tagesweg: 36 Meilen
Von Telašcica zum Salzsee Mir und weiter nach Levrnaka
Am Anfang der Telašcica Bucht gibt es ein gut besuchtes Restaurant und ganz viele Bojen zum festmachen. Auch Ausflugsboote legen hier an und es herrscht ein reges Kommen und Gehen.
Schuld daran sind die beiden Highlights der Region, die man auf der Durchfahrt auf keinen Fall verpassen sollte: Der Salzsee „Mir“, an dessen Ufern angeblich die eine oder andere Szene des Films „Der Schatz im Silbersee“ gedreht worden ist und die sagenhafte Steilküste von Dugi-Otok, die sich hier mehr als 150 Meter hoch über das offene Meer erhebt und zu allen Seiten einen wahrhaft spektakulären Ausblick bietet.
Wir liessen es uns natürlich auch nicht nehmen und machten kurz an einer der Bojen fest, setzten über und umwanderten den See. Die ganze Tour dauert inklusive der Klippen-Besteigung gut zwei Stunden und lohnt sich sehr! Das grosse Bild am Anfang dieses Törnberichts ist ein Blick von der Klippe in Richtung Kornaten. Ein Abstecher, der sich wirklich lohnt!
Am südöstlichen Ende der Telašcica-Bucht kann man zwischen Dugi-Otok und der kleinen Insel Katina durch die Mala Proversa hindurch auf die östliche Seite von Dugi-Otok wechseln.
Obwohl die Durchfahrt mit 4 Metern Tiefe und bestimmt 25 Metern Breite genügend Raum für die Durchfahrt von 2 Booten im Gegenverkehr bieten sollte, empfehle ich den Gegenverkehr abzuwarten und die Mala Proversa einzeln zu passieren: In der Enge setzt Tageszeitabhängig ein bis zu 4 Knoten starker Strom, mit dem nicht alle Skipper umzugehen gewöhnt sind. Als wir die Mala Proversa stromauf passierten kam uns ein Boot entgegen, dessen Skipper anscheinend überrascht vom Strom mit erheblicher Geschwindigkeit und aufgerissenen Augen durch die Mala „eierte“. Meiner Meinung nach war dieses Boot weitgehend Manövrierunfähig unterwegs… Zum Glück passierte nichts.
Zwischenstopp in Sali
Die Passage der Mala Proversa war nötig, weil wir kurz in Sali anhalten wollten um Wasser zu bunkern und ein verbilligtes Ticket für den Naturpark Kornaten zu erstehen.
Der Umweg lohnt: Die Gebühr zum Befahren des Kornaten-Nationalparks kostet pro Boot und Tag (!) immerhin 250,00 Kuna. Im Vorverkauf im Tourismusbüro von Sali zahlten wir für das Kornati-Ticket nur noch 150,00 Kuna – 20,00 Euro oder 24,00 Schweizer Franken. Geld, das man prima in der einen oder anderen Konoba anlegen kann…
Eine aktuelle Übersicht der fälligen Gebühren gibt es unter anderem hier, am Ende der Seite: http://www.croatia-expert.com/nationalpark_kornati/
Nach einer längeren Mittagspause ging es dann wieder durch die Mala Proverba zurück, in Richtung des Inselparadieses der Kornaten.
Die Kornaten: Der Nationalpark besteht aus 89, grösstenteils unbewohnten, Inseln und Inselchen. Allen gemein ist, dass sie unter strengem Schutz stehen – Das Anlanden und Ankern ist nur in besonders ausgewiesenen Gebieten erlaubt. Es gibt auf den Inseln keine Quellen und kein Wasser – alles muss vom Festland gebracht werden und die Abfälle müssen wieder so entsorgt werden, dass das empfindliche Ökosystem nicht beeinträchtigt wird. Das rechtfertigt meiner Meinung nach auch das etwas höhere Preisniveau auf den Inseln.
Navigatorisch ist das Revier durchaus anspruchsvoll: Ohne gute Kartenarbeit und ständiger Wachsamkeit bei den Inselpassagen besteht die Gefahr einer Kollision mit Untiefen. Die Inseln sorgen für Wind-Abdeckungen und -Dreher, so dass es nicht langweilig wird. Man meint, durch eine Mondlandschaft zu fahren…
Des Umwegs nach Sali wegen mussten wir heute etwas mehr den Motor zur Hilfe nehmen. Trotzdem gab es noch die eine oder andere Segelmeile durch die Kornaten bis wir dann schliesslich gegen 18:30 Uhr unsere lauschige Bucht bei der Insel Levrnaka entdeckten. Auf 43°49’23N und 15°15’07E erwischten wir die letzte freie Boje und fuhren mit dem Dinghy zur etwas abgelegenen Konoba „Andrija“, die sich hochromantisch zwischen den beiden Buchten anbot – und in der sich hauptsächlich Kroaten aufhielten. Wir hielten das für ein gutes Zeichen und gesellten uns zu ihnen.
Unsere Konoba auf Panoramio: (Leider hab ich es versäumt ein Foto zu machen, aber das hier ist toll 🙂 )
Kurz: Die Wahl des Restaurants war unglaublich! Keine Massenabfertigung, dafür frischen und extra für uns geräucherten Fisch.
Einige Surftipps zu den Kornaten
- Homepage des Nationalparks Kornati (englisch)
- Wikipedia über die Kornaten
- Revierführer Norddalmatien
- Viele Fotos auf Panoramio
Tagesweg 35 Meilen
Rund um Kornat nach Žut
So langsam mussten wir den Rückweg nach Zadar planen, die vorletzte Nacht an Bord stand an. Unser letzter Liegeplatz in freier Natur sollte nicht allzu weit entfernt von der Heimatbasis sein, da wir am Freitag bereits um 16:00 Uhr voll getankt am Torete-Steg zu erscheinen hatten.
Die Umrundung der lang gestreckten Insel Kornat und eine abschliessende Übernachtung in einer einsamen Bucht der Insel Žut wurde beim morgendlichen Briefing geplant. Das Wetter versprach Sonnenschein und … Flaute …
Nach dem Frühstück gingen wir also von der Boje los und starteten gemütlich gegen leichte südliche Winde kreuzend durch die beeindruckende Inselwelt der Kornaten.
Um 15:55 Uhr schliesslich rundeten wir die Südspitze von Kornat und nahmen Kurs auf die Hiljaca-Bucht an der Ostküste von Žut.
Schon zwei Seemeilen vor den auf der Seekarte eingezeichneten Bojenfeldern mit Restaurants waren deutlich die Geräusche von Jetskies und lauter Musik zu vernehmen. Dazu passend tauchte auch wieder der in diesem Zusammenhang schon bekannte Mastenwald auf. Also ein klarer Entscheid: Weg hier! An der Nordöstlichen Seite der Insel lockte noch eine Bucht, nach Süd geschützt und mit nur einer eingezeichneten Kneipe. Ausserdem vermuteten wir dort genügend Raum zum freien Ankern.
Dieser Raum war auch vorhanden. Im östlichen Teil der Bucht lagen Bojen aus, die aber allesamt besetzt waren. Die gesamte westliche Bucht war hingegen von nur wenigen Ankerliegern belegt, so dass wir uns auf die Suche nach einem sicheren Ankerplatz machten.
Nach einiger Zeit hatten wir unseren Platz auf 43°52’28N 15°18’53E gefunden und nach mehrmaligem Einfahren des Ankers zeigten wir uns zufrieden: Stehende Peilung bei rückwärts fast voll laufender Maschine – Das langt in dieser Bucht!
Im weiteren Verlauf trafen dann noch andere Ankerlieger ein. Bei einigen dieser Crews überlegte ich mir, ob es nicht sicherer für uns wäre, wenn wir unseren Ankerplatz wieder räumen würden. Beispielhaft hier mal das Manöver einer Crew mit 46’er Charteryacht:
Das Boot kommt in die Bucht und wird vom rustikal aussehenden Skipper unter lautem Zuprosten der Crew zielstrebig auf den freien, aber flachen, Platz fast genau vor unserem Bug gesteuert. Platsch, der Anker fällt ins Wasser – die Maschine geht aus und die Bierbüchse auf… Zum Glück realisierten diese Segler doch noch, das sie bei fast Windstille auf Drift gingen und suchten sich einen anderen Platz.
Der Abend gestaltete sich eher gemischt: Das Essen in der Kneipe war geniessbar, das Ambiente ging allerdings eher in Richtung Partykneipe mit gestresstem Personal.
Zurück an Bord entschädigte der Sonnenuntergang und die Landschaft mal wieder für alles!
Webtipps zu Zut
- Unser Ankerplatz auf Zut (Panoramio)
- Es gibt in der Bucht auch eine ACI-Marina
- Auf Skippertipps gibt es ein paar Infos zu den Kneipen
Tagesweg 33 Meilen
Der Heimweg: Von Zut nach Zadar
Was soll man dazu sagen: Der letzte Tag ist immer von besonderen Gefühlen geprägt.
Wir nutzten die Gelegenheit südlich der Insel Pašman unsere Fähigkeiten zu trainieren. Wende, Halse, Wende, Beiliegen. Immer wieder, solange bis wir auf die BarBar trafen, die weiter südlich die Nacht verbrachte und nun unter Spinnaker kommend ebenfalls Kurs auf Zadar nahm.
Da der Jugo langsam wieder zulegte wurde es eine beeindruckende Rauschefahrt vor dem Wind, bei der die BarBar natürlich aufgrund des Spinnackers die Nase vorn hatte.
Gemeinsam surften wir so fast durch den Pašmanski Kanal und erreichten die Marina Zadar schliesslich pünktlich zum Checkout.
Ein toller Abend mit unserer Crew beendete schliesslich diesen Törn.
Es war ein tolles Erlebnis mit Euch durch die Kornaten segeln zu dürfen!
Tagesweg 37 Seemeilen
Meine Einschätzung zum Segelrevier Kroatien
Landschaftlich eine echte Perle und vielfältig wie kaum ein anderes Segelrevier, das ich bisher befahren durfte
Auch aufgrund der schnellen Erreichbarkeit von Kroatien wäre die Küste Kroatiens eigentlich als erweitertes Heimatrevier wie geschaffen. Wenn das nur nicht schon so viele andere ebenfalls gemerkt hätten.
Der nautische Tourismus beschert dem kroatischen Staat jedes Jahr Einnahmen in der Höhe von 600 Millionen Kuna, das entspricht etwas mehr als 80 Millionen Euro. Wohlgemerkt: Das sind nur die Einnahmen aus dem Bootstourismus! Dementsprechend voll ist es auf dem Wasser.
Wenn ich nun in Kroatien etwas zu sagen hätte, wüsste ich was zu tun wäre: Eine Pflicht für Abwassertanks einführen!
In den teilweise engen Ankerbuchten lagen immer relativ viele Boote dicht beieinander. Im Wissen, dass alle diese Crews ihre Exkremente, ihr Abwasch- und Duschwasser einfach und ungefiltert in die Bucht pumpen, fiel uns das unbeschwerte Baden schwer.
Aber trotzdem: Die Freundlichkeit der Leute, die unglaublich schöne Natur und die Charakteristik des Segelreviers ist schwer zu toppen! Ich könnte mir vorstellen, noch einmal wieder zu kommen. Wenn dann aber wohl noch mehr in der Nebensaison als dieses Mal.
Entgegen der Beschreibung mancher Vercharterer ordne ich das Revier rund um Zadar und die Kornaten nicht unbedingt als Anfängerrevier ein. Klar, die Naviagtion im groben ist sehr einfach und das Revier erinnert eher an ein grosses Binnenrevier als an ein Segelrevier auf dem Meer. Aber die lokalen Winde und die besonders in den Kornaten vorhandenen Untiefen machen das Navigieren mitunter doch anspruchsvoll und das gute beherrschen der Seemannschaft unumgänglich.
Besonders Winde wie die Bora, die auch im Sommer plötzlich auftreten kann oder örtliche Gewitter, die im Sommer verheerende Verwüstungen anrichten können, sind in der Lage eine unbedarft charternde, bierselige Crew schnell in Schwierigkeiten zu bringen.
Noch ein paar gute Webadressen zur Vorbereitung des Törns:
- Kroatische Küste 1. Die Kornaten. Nautischer Reiseführer
- Kroatien – 888 Häfen und Buchten: Küsten-und Hafenführer für Boots- und Yachtsportler
- Gute Beschreibung der vorherrschenden Windsysteme in Kroatien
- Alle Bojenfelder, interaktiv auf Google-Map. Sehr gut!
- Der Seewetterbericht für Kroatien, auch als Google-Map.
Wie immer freue ich mich über Ihre Meinung und Ergänzung!
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Schöner und sehr gut beschriebener Bericht! Kann nur sagen „TOP“!
LG
Alex
Hallo Segelfreunde,
bei der Vorbereitung unseres diesjährigen Segeltörns (1 Woche kroatische Küste,
Ausgangspunkt Trogir, bin ich auf Euren Bericht über die Kornatentur
gestoßen. Wir haben 2x den Kornaticup in Murter gesegelt und von den
schönen Kornaten nicht viel gesehen. Durch Euren praktischen Bericht über
Schönheiten, aber auch negativen Seiten (Rummel, Preise) der Kornaten werden wir uns die Rosinen heraussuchen. Da wir im April sehr früh in der Segelzeit sind, werden wir
das Heer der Seglermasten wahrscheinlich nicht vorfinden.
Herzlichen Dank u. allzeit eine Handbreit Wasser unter Eurem Kiel
wünscht
Klaus Thiesen