Törnbericht: Basis Meilentörn Kroatien
Der erste Hochseeschein Basis-Meilentörn von Segelrevier.ch stand auf dem Programm: Mitte Juni 2016 ging es an Bord der „HzweiO“ von Pitter Yachtcharter ab Zadar los in die zauberhafte kroatische Inselwelt.
Eine attraktive Kombination aus komfortablem Meilensegeln, interessanten und für die Praxis relevanten Theorieinhalten sowie den für die Erteilung des Schweizer Hochseeschein benötigten Praxis-Skills sollte es werden.
So ein bisschen nervös macht eine solche Premiere ja schon:
Geht das Konzept auf? Ist das nicht sogar zu viel Programm in zu wenig Zeit?
Geht die Crew am Ende zufrieden von Bord?
Kurz: Der Basis-Törn war für alle an Bord ein schönes und lehrreiches Erlebnis.
Die Stimmung an Bord war, wohl auch der kleinen Gruppe wegen, toll.
Spannungen, wie sie auf vollbesetzten Ausbildungsyachten nach ein paar Tagen auf See gern mal auftreten, kamen gar nicht erst auf. Ganz im Gegenteil: Jeder an Bord brachte seine Fähigkeiten ein, die Prozesse bei den Manövern konnten strukturiert angegangen werden und auch für das Hinterfragen war nach den Manövern immer genug Zeit.
Die kleine Gruppe ist ausserdem ein besonderer Vorteil, da jedes Crewmitglied mehr und öfter bei den Manövern und der Passageplanung „dran kommt“ und deutlich mehr „Praxis pro Meile“ erhält als beim billigen, voll gebuchten Discount-Meilentörn, bei dem der (Miliz-)Skipper unter Umständen sogar im Salon übernachten muss 😉
Das Prinzip des Tagesskippers von Anfang an hat sich auch auf diesem Törn wieder bewährt, ich war als „Skipper“ eigentlich nur als Coach zum Erlangen der vereinbarten Inhalte gefragt.
Kurz: Ein toller erster Basis-Meilentörn, den ich gern wiederhole! Vielleicht mit Dir?
Um was ging es bei diesem speziellen Meilentörn?
Der Basis-Meilentörn ist eine Mischung aus Skippertraining und Meilentörn in kleiner Gruppe.
So stehen die theoretischen Inhalte eines klassischen Skipperkurses, wie ich ihn z.B. aus Mallorca kenne, gleichberechtigt neben dem eigentlichen Segeln auf dem Meer im Fokus. Am Abend darf auch das gemeinsame Geniessen und Erkunden nicht fehlen.
Naturgemäss kann man auf so einem kombinierten Trainingstörn nicht die Tiefe eines speziellen Skippertrainings erreichen.
Das war aber auch nicht das Ziel, ich empfehle den Skipperkurs immer erst zum Ende der „1000-Meilen-Ausbildung“ zu absolvieren.
Hier geht es um das Kennenlernen der einzelnen Systeme einer Hochseejacht, den Ablauf einer Bootsübernahme an der Basis, das Spüren unseres Bootes bei Hafenmanövern, die Interpretation und Beschaffung von nautischen Informationen zu Revier und Wetter sowie die Kommunikation innerhalb der Crew. Also um Inhalte, die meiner Meinung nach eigentlich an den Anfang einer praktischen Ausbildung gehören.
Das Ziel der Meilentörns in der Ausbildungszeit sollte es sein, eine Yacht später selbständig und eigenverantwortlich führen zu können.
Der Basis-Meilentörn – Der Unterschied
Die Vorteile gegenüber dem klassischen „Meilenfresser-Törn:“
- Kleine Crewgrösse:
Jeder Teilnehmer hat garantiert eine eigene Kabine für sich allein!
Ausnahme: Du bringst jemanden mit, mit dem Du Deine Koje teilen magst. Das kostet keinen Zuschlag! - Am Vormittag – Inhalte aus dem Skippertraining:
Du lernst die Yacht von Grund auf kennen. Detaillierte Übernahme, Dieselmotor, Abgassystem, Kühlwasserkreislauf, Elektrische Systeme, Brauchwasserkreislauf u.s.w. warten darauf von Dir erkundet zu werden. Hinzu kommen Wiederholungen von KVR, eine Einführung in den Seefunk (SRC/DSC), Wetterberichte interpretieren und Wettervorhersagen bewerten und einholen. - Das Meilensegeln.
Der Tageskipper plant die Route und notiert täglich den Passageplan, inkl. Ausweichhäfen und zu erwartendem Wetter.
Unterwegs wird CCS / SYA konform Logbuch geführt. Immer wieder gibt es eine Möglichkeit zum Peilen oder für ein (überraschendes) Manöver. Wann hast Du das letzte mal eine Versegelungspeilung gemacht!? - Die Praxisausbildung – Nach Anforderung des SSA
Im Anhang 3 zu Artikel 10 der Hochseeausweisverordnung werden grundlegende Fertigkeiten gefordert, die auf einem Meilentörn vom Kandidaten zu absolvieren sind. Beim Basistörn erlernst Du mindestens die Fertigkeiten, die im Fahrtennachweis CCS / SYA gefordert werden, soweit im Revier möglich.
Der Törnbericht – Basis-Meilentörn ab Zadar im Juni 2016
Samstag:
Am frühen Nachmittag übernehmen wir gemeinsam unsere Yacht und lernen sie dabei kennen. Anhand der Checklisten und dem Stauplan erkunden wir (fast) jedes Detail.
Anschliessend klären wir noch ob wir während der Törnwoche eher Essen gehen oder an Bord kochen wollen und kaufen entsprechend ein.
Mit einem Ankerbier im Hafen und einem Stadtbummel mit anschliessendem Abendessen in einer gemütlichen „Konoba“ in der schönen Altstadt von Zadar geht der erste Tag zu Ende.
Sonntag:
Zadar – Zapuntel (Molat)
Tagesthema: Intensive Sicherheitseinweisung mit Erklärung der Rettungsmittel, des VHF-Funks, Brandbekämpfung und die sicherheitsrelevanten Einrichtungen an Bord.
Anschliessende Passage-Planung durch den Tagesskipper, Besprechung der Manöver und schliesslich ablegen zum ersten Schlag in die Adria. Unterwegs entscheiden wir uns aufgrund des wenigen Windes, der entgegen der Vorhersage auch noch aus ungünstiger Richtung weht, Kurs auf den vorher festgelegten Ausweichhafen „Zapuntel“ zu setzen.
Eine gute Entscheidung – Ein toller, kleiner Hafen mit einigen kleinen Konobas. Wir liegen im Bojenfeld vor dem Hafen.
Revierinfos: https://www.skipperguide.de/wiki/Molat
Tagesstrecke: 30 sm, 8.5 unter Segeln.
Montag:
Zapuntel (Molat) – Sali (Dugi Otok)
Tagesthema: Das Wetter.
Woher beziehen wir unsere Wetterinfos, welche Wettersysteme sind wirksam und wie interpretieren wir eine Wetterkarte? Eine revierbezogene, praktische Auffrischung der Hochseeschein-Inhalte.
Um 12:15 schliesslich die Leinen los mit Ziel Sali auf Dugi Otok.
Ein schöner Schlag durch die Inselwelt an der östlichen Seite der Insel Dugi Otok entlang. Heute weht der Wind aus der „richtigen“ Richtung so das wir 23 Seemeilen unter Segel laufen können. Am Abend dann ein feines Abendessen direkt an der Mole und ein Absacker mit Aussicht auf feiernde Flottilencrews an der gegenüberliegenden Hafenseite.
Tagesstrecke: 32 sm, 21 unter Segeln.
Dienstag:
Sali (Dugi Otok) – Kaprije (Otok Kaprije)
Tagesthema: Der Dieselmotor. Funktion, Aufbau und Störungsquellen. Wasserkreislauf und Abgassystem.
Tanks und Druckwassersysteme an Bord.
Um 12:00 Leinen los nach Kaprije.
Wir fahren durch die Mala Proversa und dann an der Westseite der Insel Kornat entlang durch die verwunschene Inselwelt der Kornaten. Unterwegs müssen wir nicht nur den auffrischenden achterlichen Wind beachten, sondern auch immer unsere Position gut im Blick haben. Schliesslich gibt es in diesem labyrinthartigen Inselsystem auch die eine oder andere Untiefe. Gegen 18:30 erreichen wir den Hafen der Insel Kaprije, wo wir schliesslich an einer Boje festmachen.
Gemeinsames Abendessen in der Pizzeria im Hafen und gemütliches Ausklingen des Tages.
Tagesweg: 36 sm, davon 31 unter Segeln.
Mittwoch:
Kaprije (Otok Kaprije) – Nationalpark Telascica
Tagesthema: Energiesysteme und Stromverbrauch an Bord. Rechtliche Vorschriften, die für die Schiffsführung und die Törnplanung zu beachten sind.
11:30 Leinen los mit Ziel Telascica Nationalpark. Wir fahren zunächst mit Maschine gegen den Wind, bis wir schliesslich auf der offenen Adria einen angenehmen Am-Wind-Kurs anlegen können. Gegen 17:00 Uhr erreichen wir die Einfahrt in den wunderschönen Nationalpark Telascica, der für sich schon ein tolles Segelrevier wäre. Wir lassen uns nicht von den vielen Bojenfeldern und Naturschönheiten verführen und fahren bis zum nördlichsten Punkt des Parks, wo wir schliesslich um 18:30 Uhr auf 9 Meter Wassertiefe mit 35 Meter Kette sicher wie in Abrahams Schoss ankern.
Sehr gutes Abendessen in der grandios gelegenen und kulinarisch fantastischen Taverna Goro.
Tagesweg: 34 sm, davon 11 unter Segeln.
Donnerstag:
Telascica (Dugi Otok) – Biograd
Tagesthema: Terrestrische Navigation, Versegelungspeilung.
Am Morgen zunächst ein Landausflug mit Wanderung zum „Silbersee“. Also Anker auf und um 11:30 fest im Bojenfeld „Silbersee Mir“.
Um 13:30 weiter durch die Mala Proversa in Richtung nach Biograd. Unterwegs praktische terrestrische Navigation mit Versegelungspeilung. Der Wind ist leider zeitweise sehr schwach, weswegen die Maschine mit ein paar Beaufort „Dieselwind“ mithelfen muss.
Gegen 19:00 Fest in der grossen Marina von Biograd na Moru.
Tagesweg: 25 sm, davon 8 unter Segeln
Tagesthema: Hafenmanövertraining.
Die grosse Marina lädt geradezu zu einem Trainigsvormittag ein: Nach dem Frühstück stand also Wenden auf engem Raum, Mooringmanöver zu verschiedenen Winden, Längsseits Anlegen und schliesslich das Tanken der Yacht auf dem Programm.
Um 12:30 warfen wir dann die Leinen los endgültig aus Biograd los und fuhren mit gutem Wind den Pašman Kanal zurück in die Marina von Zadar. Viel zu schnell war auch dieser Törn wieder zu Ende, als wir um 16:05 die Leinen am Steg von Pitter fest machten.
Das Auschecken lief wie erwartet professionell und schnell ab, so das wir uns mit einem Anlegerbier im Cockpit noch etwas die Manöver der anderen Crews anschauen konnten, die nun ebenfalls wieder in den Hafen zurückkehrten.
Tagesweg: 17 sm, davon 14 unter Segeln.
Gesamt zurückgelegte Seemeilen: 174
Nach einem letzten gemeinsamen Abendessen in einem tollen Restaurant in Zadar entdeckten wir noch einen Open-Air Club, mitten in der Altstadt. So wurde dieser letzte Abend noch etwas länger und ziemlich lustig.
Webseite zum Club: https://www.facebook.com/svarogbar.hr/
Wäre das etwas für Dich?
Da ich Mitteldalmatien mit seinen vielen Inseln und Inselchen, Dörfern und kleinen Konobas als Segelrevier wirklich liebe, fahre ich sicher jedes Jahr mindestens einen Törn dort.
Um zu sehen, wann dieser stattfindet und ob überhaupt noch Plätze frei sind, schaust Du am Besten direkt auf der Angebotsseite nach:
https://www.sailteam.ch/angebote/hochsee-toerns/
Hast Du noch Fragen oder eine Anregung?
Dann freue ich mich sehr, von Dir zu hören.
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Der Basis-Meilentörn mit Uwe war wirklich grandios – und genauso wie oben beschrieben! Nicht geschönt und nichts weggelassen, einfach effizient und geradeaus, so wie ich Uwe auf diesem Törn kennengelernt habe.
Die Woche war eine gelungene Kombination aus Praxis, Theorie und viel Spass, schliesslich ist man ja auch im Urlaub. Als noch recht unerfahrener Segler war ich mit einem schon sehr geübten Mitsegler an Bord, wodurch ich sehr viel praktisch machen konnte. Wir konnten alles selbständig durchführen unter der Anleitung des Skippers. Dazu kommt das schöne Segelrevier, das wahnsinnig viele Möglichkeiten bietet.
Und Uwe als Persönlichkeit und Skipper ist einfach nur ein Gewinn.