Der Skipper-Kurs:
Warum man dieses wichtige Training braucht.
Skipperkurs, Skippertraining, Bootsführerkurs,… Diese Art der Weiterbildung hat nicht nur viele Namen, sondern ist entsprechend der praktischen Ausführung auch für unterschiedliche Zielgruppen interessant.
Im folgenden versuche ich die vielen Weiterbildungsangebote für angehende Skipper etwas zu strukturieren und den einen oder anderen Tipp zur individuell richtigen Auswahl eines Skipperkurses zu geben.
Denn eins ist klar:
Eine gute Weiterbildung in Seemannschaft, nautischen Skills, Crewführung und Technik ist eine der sinnvollsten Investitionen in die eigenen Fähigkeiten. Der praktische Nutzen ist nicht nur eine besser Sicherheit für Boot und Crew. Auch die eigenen Segelferien werden deutlich entspannter ablaufen und machen schliesslich allen noch mehr Spass!
Ein Skippertraining?
Wenn Sie grade dabei sind ihre Meilen für den Hochseeschein zu „machen“ oder gar schon einige Törns mit dem Segelboot oder der Motoryacht hinter sich haben, werden Sie die kleinen und grossen Probleme eines Schiffsführers schon erahnen.
Enge Marinas im Mittelmeer, im Foto oben z.B. die „Marina Balear“ in Palma de Mallorca, in denen man mit einer ungewohnten Yacht eventuell mit Seitenwind rückwärts in eine enge Box „einparken“ muss, stellen die seemännischen Fähigkeiten des gelegentlichen Charterskippers auf die Probe.
Auf einem normalen „Meilentörn“ oder während einer Segelwoche mit vielen anderen Crewmitgliedern an Bord eines gut gebuchten Charterbootes ist das Handling einer hochseegängigen Yacht jedenfalls nur sehr begrenzt zu üben.
Normalerweise wird man zwei, drei An- und Ableger fahren und ein wenig in die Schiffsführung hinein schnuppern können.
Unterstützt vom Skipper und dem Rest der Crew wird das meist auch mit etwas Adrenalin gut klappen.
Anders sieht es aus, wenn man plötzlich selbst die Verantwortung für das komplette Manöver hat.
Da wird es einem bewusst, dass die gesetzlich vorgeschriebene Grund-Ausbildung halt vielleicht doch noch nicht ganz zum Kapitän auf grosser Fahrt langt.
Schliesslich möchte man sich ja auch nicht zufällig als Hauptdarsteller einer Youtube-Folge des Hafenkinos eines meiner Meinung nach unerträglich arrogant kommentierenden CCS-Skippers im Internet wiederfinden. 😉
Von möglichen Sach- und Personenschäden mal ganz abgesehen…
Was macht eigentlich ein Skipper überhaupt?
Der Skipper muss grundsätzlich alles entscheiden, was den operativen Teil der Seereise betrifft:
Ob man überhaupt ausläuft, welche Route eingeschlagen wird, den Zielhafen festlegen und die gesamte Verantwortung für die Crew, das Schiff, die Reise und die Manöver übernehmen. Ganz schön viel, was da von einem plötzlich verlangt wird, oder?
Der Skipper ist also nicht nur der nautische Leiter an Bord. Er ist auch Reiseleiter, Mechaniker, Sanitäter, Wetterprophet, Psychologe und Proviantmeister.
Natürlich kennt der Skipper die romantischsten Buchten, die urigsten Lokale und die angesagtesten Clubs auf der Route. Er tröstet bei Seekrankheit und schlichtet eventuellen Streit.
Er entscheidet demokratisch über den weiteren Törnverlauf und weiss jederzeit genau wo wir sind und wann wir (endlich) ankommen.
Eine verstopfte Toilette ist genau so wenig ein Problem wie eine leere Bordbatterie, ein stotternder Motor oder gar das fehlende Handynetz.
Vor Anker liegend, ist der Skipper die einzige Person die Nachts wach liegt und auf das kleinste Geräusch der Ankerkette reagiert – um am nächsten Morgen gut gelaunt den Morgenkaffee zu servieren.
Auch wenn das jetzt ein wenig übertrieben erscheint: Ein Skipper auf einem mehrtägigen Segeltörn hat ein vielfältiges Arbeitsgebiet und viel Verantwortung. Auch auf Gebieten mit denen man vorher niemals zu tun hatte. Und das gibt er gerne, freundlich und geduldig an seine interessierten Mitsegler weiter. So diese das denn überhaupt wollen…
Der Skipper ist ein Generalist mit grosser Verantwortung, technischem Verständnis und Können, Delegationsfähigkeit und hoher sozialer Kompetenz. Der Schiffsführer ist der Kitt, der die Crew zusammenhält und aus Segelferien erst das tolle Erlebnis macht.
Das alles lernt man auf einem Skipperkurs!?
Es gibt sehr viele Anbieter von Skippertrainings – mit ebenso vielen unterschiedlich ausgerichteten Kursinhalten.
Allen gemein ist lediglich die starke praktisch Ausrichtung. Dann gehen die Inhalte aber schon stark auseinander, so das jeder Interessierte mit Sicherheit „seinen“ Kurs finden wird. Man muss nur wissen, in welchem Gebiet man sich fortbilden möchte. Im folgenden stelle ich einige Kurse vor, eine Internetrecherche wird noch viel mehr Skippertrainings zu Tage fördern.
Der grosse Skipperkurs für angehende Charterskipper.
Als Beispiel führe ich hier den mir selbst bestens bekannten Skipperkurs auf Mallorca der Firma „Hochseezentrum International AG“ aus Rorschach an.
Diesen Kurs kenne ich sehr gut, er diente mir auch als Grundlage bei der Inspiration zur Entwicklung unseres eigenen Skipper-Intensivtrainings.
Der Skipper-Kurs von HOZ / SSS wird mehrfach im Jahr in Palma de Mallorca durchgeführt und ich kann ihn daher, neben meinem eigenen Kurs natürlich, als Vervollständigung der praktischen Ausbildung zum Hochseeschein oder vor einem ersten eigenen Charter einer Yacht durchaus empfehlen.
Während einer Woche, die man an Bord einer typischen Charteryacht wohnt, fährt man nicht nur täglich mehrere Stunden verschiedenste Hafenmanöver, sondern hat jeweils in den Morgenstunden Workshop ähnliche Einführungen in Themen wie z.B. Crewführung oder Energie-Management. Auch werden viele praktische Dinge ausprobiert und gezeigt, die während normaler Törns zu kurz kommen: Z.b. ein Pump-WC demontieren oder die Geber für das Log ausbauen und warten – nur um ein paar Beispiele zu nennen.
Ein typisches Wochen-Programm eines solchen Skipperkurses
- Tag 1:
Übernahme einer Charter-Yacht, Sicherheit an Bord, Mann-über-Bord-Manöver, Hafenmanöver vorwärts und rückwärts, allgemeine Seemannschaft, Tauwerk
- Tag 1:
- Tag 2:
Störungsbehebung am Diesel- und Kühlsystem des Motors, Wartung des Motors, Seeventile, Störung am Loggeber, Kiel, Ruderanlage, Schraube, WC-Defekte erkennen und beheben, Umweltschutz, verschiedene Hafenmanöver
- Tag 2:
- Tag 3:
Stromversorgung einer Yacht (Elektrik, Batterien, Stromkreise), Schiffspapiere, Chargenverteilung (Führen einer Crew), Anker setzen, Anker bergen, verschiedene Segel- und Hafenmanöver
- Tag 3:
- Tag 4:
Navigation, Routenplanung unter Einbeziehung von Wetter, Windstärke und Seegang, Verhalten im Sturm, verschiedene Hafenmanöver
- Tag 4:
- Tag 5:
Medizin an Bord, Psychologie an Bord, Havarien, Verhalten in Seenot, verschiedene Segel- und Hafenmanöver, Mann-über-Bord-Manöver, evtl. Nachtschlag
- Tag 5:
- Tag 6:
Wie chartere ich eine Yacht?, Charter-Versicherungen, Törnplanung vor und während des Törns, persönliche Skipperausrüstung, verschiedene Hafen- und Segelmanöver, Rückgabe der Yacht, Besprechung des Wochenprogramms. Gemeinsam Hafenkino schauen und beurteilen.
Wir haben das Konzept des bestehenden und bekannten Skipperkurses weiter entwickelt und überarbeitet.
Hier geht es zu den aktuell ausgeschriebenen Daten für das Skippertraining vom Segelrevier.ch Skipperteam: https://www.sailteam.ch/angebote/hochsee-toerns/skipperkurs-hafenmanoever-training
Der Refresher: Das kleine Skippertraining.
Der Refresher-Kurs dauert meist nur ein bis drei Tage und wird entweder direkt vor einem Charter durch das vercharternde Unternehmen selbst oder in einem binnenähnlichem Revier wie dem Boden- oder Genfersee von lokalen Segelschulen durchgeführt.
Dabei steht meist das Auffrischen verschüttet geglaubter Fähigkeiten im Bootshandling im Vordergrund.
Mitgliedern von Segelvereinen oder Genossenschaften wie z.B. CCS, Sailcom oder Sailbox werden solche Trainings meist kostengünstig durch den Verein angeboten.
Das Spezialtraining.
Die hohe Kunst des Skippers:
Die fachgerechte Verwendung der Rettungsinsel, das sichere Abwettern im Sturm und das Manövrieren in Seegebieten mit starken Gezeiten.
Auch hierfür gibt es gute, spezialisierte Anbieter, die hinsichtlich der Ausbildung keine Wünsche offen lassen. Ob im Winter durch die sturmgepeitschte Nordsee, das Gezeitentraining im Solent oder das Sicherheitstraining in der Schwimmhalle.
Hier einige Anregungen:
Advanced Gezeiten- und Skippertraining im Solent:
Basic Survival Training in Kloten:
http://www.maritime-academy.ch/index.php/rya-courses/shorebased-rya-courses/rya-basic-sea-survival-training
Schwerwettertraining auf der Nordsee:
http://www.sailingisland.de/praxistoerns/schwerwetter.htm
Gezeitentörns und -Training & Der Yachtmaster Offshore:
http://www.maritime-academy.ch/index.php/rya-courses/offshore-rya-courses-rya-praxiskurse-auf-dem-wasser/rya-yachtmaster-offshore
Selbstverständlich waren in diesem Artikel immer auch die Skipperinnen gemeint, wenn vom Skipper die Rede war. Schiffsführer und Skipper sind für mich geschlechtsneutrale Bezeichnungen und meiner Meinung nach liest sich ein Text einfacher, wenn man auf das aktuell sehr moderne „Gendern“ verzichtet oder dieses zumindest mit Augenmaß anwendet. Ich bitte diesbezüglich um Nachsicht.
Haben Sie noch eine Anregung? Fehlt etwas?
Nutzen Sie die Kommentarfunktion weiter unten auf dieser Seite und sagen Sie Ihre Meinung! Ich freue mich auch über konstruktive Kritik. Jederzeit!
—
Illustration „Segelboot mit Crew“: © Jan Kranendonk – Fotolia.com.
Warum man dieses wichtige Training braucht.
Hallo Uwe,
danke dir für den ausführlichen Bericht über die verantwortungsvolle Position des Skippers. Wirklich gut geschrieben – und ja, ich habe mich auch als „Skipperin“ angesprochen gefühlt…Gendering brauchts hier nicht 🙂
Weiter so,
liebe Grüße
Helga